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Technik

Digitalisierung im Sport: Nicht nur für Profis hilfreich

Die Technisierung des Sports ist kein neues Phänomen. Sie begann beispielsweise schon, als unpräzise frühere Zeitmessungen durch technische Maßnahmen wie Lichtschranken und Zielkameras abgelöst wurden – bei den olympischen Spielen also prinzipiell bereits 1912. Damals unterstützte erstmalig eine Fotokamera die Siegerermittlung beim 1.500-Meter-Herrenlauf.

Eines ist dabei jedoch bemerkenswert: Es gibt kaum eine Disziplin, in der zusätzliche Technik vorbehaltslos begrüßt wird. Teils gibt es ungeachtet aller erwiesenen Verbesserungen sogar erbitterte Widerstände. Denken wir an den Videobeweis im Fußball. Trotz verschiedener technischer Ansätze und vorheriger menschlicher Fehlentscheidungen gab es unter Fans teils regelrechte Entrüstungsstürme.

Bei allen Diskussionen lässt sich jedoch eines feststellen: Insbesondere heutige Generationen von digitaler Technik haben für den Sport fast ausschließlich Vorteile. Tatsächlich ist es bei vielen Disziplinen sogar zwingend nötig, sie stärker zu digitalisieren, um nicht den Anschluss zu versäumen.

1) Digitaltechnik macht Leistung transparenter

Manche Menschen betreiben Sport ausschließlich zu ihrem persönlichen Vergnügen. Allerdings ist das eine Minorität. Bei den allermeisten Personen spielen Gedanken an

  • Steigerung der körperlichen Fitness,
  • Leistungsvergleiche und
  • Selbstoptimierung
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eine zumindest anteilige Rolle. All diese Positionen sind mit irgendeiner Form von Messung verknüpft. Dadurch wiederum wird Digitaltechnik absolut relevant. Denn wenn sie etwas beherrscht, dann das Messen und Bewerten.

Egal ob es eine Smartwatch ist, die über Monate hinweg den allmählich sinkenden Puls bei hoher Beanspruchung misst; egal ob Datenbank, die sämtliche Leistungen verschiedener Footballspieler erfasst und vergleichbar macht; egal ob es eine simple App ist, die festhält, wie viele Ruderschläge nötig sind, um eine bestimmte Distanz zu überwinden:

All das sind Beispiele dafür, in welchem Ausmaß Digitaltechnik dazu in der Lage ist, Leistungen nicht nur allgemein transparenter zu machen, sondern verschiedenste Leistungsparameter zu erfassen und Vergleiche dazwischen zu ziehen.

Nachdem etwa im Profisport über Jahrzehnte hinweg die Leistungen der Athleten über reine Trainings- und Ernährungs-Optimierungen verbessert wurden, sind längst digitale Messungen das Maß aller Dinge geworden. Sie schaffen es beispielsweise, so komplexe Wechselwirkungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Hormonspiegel und sogar den Füllungsgrad des Magens eines Langläufers miteinander in Beziehungen zu setzen.

Nur dadurch werden so nebulöse Begriffe wie „Tagesform“ entmystifiziert und kann den wahren Ursachen auf den Grund gegangen werden.

Anders ausgedrückt: Leidglich Digitalisierung ermöglicht es durch ihre Vielfalt und Leistungsfähigkeit, einen Sportler an sein endgültiges Leistungs-Maximum zu bringen. Also an einen Punkt, an dem schlicht keine Steigerung mehr möglich ist.

2) Digitaltechnik macht Sport fairer

Einer der Gründe, warum die eingangs erwähnten Lichtschranken beispielsweise in Laufdisziplinen eingeführt wurden, war die menschliche Ungenauigkeit vorheriger Methoden. So konnten mehrere Schiedsrichter ihre Stoppuhren trotz aller Schulungen mit teils mehreren Hundertstel Sekunden Abstand betätigen.

Das war in einer Phase, in der nicht mehr nur die Reihenfolge des Ankommens maßgeblich war, sondern die benötigte Zeit immer wichtiger wurde, ein enormes Problem. Gängige Praktiken, wie etwa einen Mittelwert aus mehreren gemessenen Zeiten zu bilden, sorgten für Verdruss. Konnten sie doch die gemessene Leistung schlechter oder besser dastehen lassen als die tatsächlich abgelieferte Leistung.

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Erneut gibt es viele sportliche Disziplinen, in denen menschliche

  • Messungen,
  • Beobachtungen und
  • Interpretationen

einen zu großen Spielraum lassen. Hierdurch können sportliche Leistungen, Ereignisse usw. anders bewertet werden, als es der Realität entspricht – die Definition von Unfairness.

Denken wir an das „Hand Gottes“-Tor von Diego Maradona. Der Unparteiische sah damals keinen Handeinsatz, also galt das Tor. Mitunter wäre das WM-Viertelfinalspiel gegen England anders ausgegangen, hätte es damals bereits einen Videobeweis gegeben – denn viele andere Spieler und Zuschauer hatten das Handspiel glasklar gesehen.

Es gehört zwar zu den häufigsten Kritiken, derartige Digitaltechnik würde Sport „technischer“ machen oder ihm „Menschlichkeit rauben“. Wenn jedoch ebendiese Menschlichkeit für unfaire Entscheidungen sorgen kann, ist sie de facto ein Fehlerquell.

Two Esport Teams of Pro Gamers Play in RPG Strategy Video Game on a Championship Arena with Big Screen Showing Mock-up Gameplay. Cyber Games Tournament Event with Competing Players, Spectators Cheer

3) Digitaltechnik bringt neue Sportarten hervor

Eine andere leidenschaftliche Debatte rings um Sport und Digitalisierung ist diejenige um das Thema eSports – also letztlich wettkampforientiertes Videospiel. Für den DOSB beispielsweise ist es kein „organisierter Sport“, solange es sich nicht um Spiele handelt, die analoge Disziplinen nachbilden (beispielsweise Fußballspielen).

Für eSport-Spieler und -Verbände hingegen handelt es sich längst nicht nur generell um einen vollwertigen Sport, sondern um einen Profisport – zu sehen unter anderem an den Sponsorengeldern, die hier mittlerweile in beeindruckender Menge fließen.

Dieser Artikel kann sicherlich diese Debatte nicht beenden. Sieht man eSport jedoch als Sport an, ist bereits ein erster Nachweis erbracht, dass Digitalisierung neue Sportarten hervorbringen kann. Es geht allerdings auch deutlich weniger diskussionsträchtig:

  • Körperliche Sportarten, die mithilfe von Konsolen-Controllern oder -Sensoren funktionieren, beispielsweise Tennis.
  • Die Nutzung digitaler Techniken zur Erschaffung einer Virtual- oder Augmented-Reality-Umgebung in einer analogen Disziplin (etwa das Einblenden einer naturnahen Strecke auf einer VR-Brille auf dem Laufband).
  • Gänzlich neue Sportarten, die nur dank digitaler Systeme funktionieren.

Als Beispiel für letzteres seien Hör- und Lichtreaktionssysteme genannt. Sie basieren auf digitalen Bausteinen, die nicht nur unterschiedliche Handlungen erfordern, sondern sie messen können. Das Konzept kommt unter anderem als Trainingssystem für Reaktionsschnelligkeit zum Einsatz.

Tatsächlich befindet sich die Welt diesbezüglich derzeitig in einer Umbruchphase: Was hinsichtlich analoger Sportarten durch Digitalisierung zu verbessern war, ist bereits sehr weit fortgeschritten. Für die Zukunft sind deshalb tendenziell eher neue Sportarten zu erwarten, die sich voll und ganz auf Digitaltechnik stützen und nur deshalb möglich sind.

So zeigt unter anderem der große Erfolg von Kunstflug- und Renndrohnendisziplinen, wohin die Reise gehen könnte.

4) Digitaltechnik bringt junge Menschen zum Sport

Coach training a tactic for asian teenager football player.

Nicht nur in Deutschland reißen die Klagen von Vereinen und Verbänden seit Jahren nicht ab. Einheitlicher Tenor: Wo einst Fußball, Leichtathletik, Tennis und Co. sich vor jungen Interessenten kaum retten konnten, ist heute eine gerade verzweifelte Nachwuchssuche an der Tagesordnung – nebst einem Vereinssterben.

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Gab es beispielsweise 2007 noch 91.091 Sportvereine in Deutschland, so war die Zahl bis 2022 auf 86.859 geschrumpft. Längst nicht alles davon lässt sich mit dem demographischen Wandel erklären. Denn die jährlichen Geburtenzahlen schwanken seit etwa 1970 nur relativ geringfügig. Es gibt also nicht seit einigen Jahren besonders wenige junge Menschen.

Der Hauptgrund hierfür ist primär in einer stark gewandelten Interessenlage zu finden. Nicht alle jungen Leute sind heute Gamer. Wohl aber sind sie nicht mehr so einfach für klassische Sportdisziplinen inklusive eines typischen Vereinswesens zu begeistern.

Aus diesem Blickwinkel heraus wird klar, warum den allermeisten Sportarten gar keine Wahl bleibt, außer sich stärker zu digitalisieren. Denn wenn etwas alle heutigen und morgigen jungen Menschen von Generation Z und -Alpha eint, dann ein zutiefst digitalisiertes Aufwachsen in sämtlichen Lebensbereichen.

So, wie ein klassisch analoger Schulunterricht mit Papier-Übungsheften und Kreidetafel nicht den Lebensrealitäten dieser Generationen entspricht, verhält es sich mit Sport – egal ob aktiv ausgeführt oder passiv konsumiert.

Möglichkeiten hierzu gäbe es mehrere:

  • Der Aufbau von eSports-Abteilungen bzw. -Disziplinen innerhalb eines bisherigen analogen Sportvereins. So würde etwa ein Tennisverein sowohl das klassische Spiel anbieten als auch ein Tennis-Videospiel.
  • Die Nutzung digitaler Techniken und Strukturen, um das allgemeine Vereinsgeschehen zu verändern. Etwa das Ersetzen von Meetings und Präsenzkursen durch digitale Pendants.
  • Das Verändern einer Disziplin durch die Nutzung von immersiven virtuellen Elementen. Nebenbei könnte das den Unterhalt von Sportanlagen beträchtlich vergünstigen.

Das Interesse ist definitiv vorhanden. So fand die Johannes Gutenberg Universität in Mainz bereits 2018 einen beeindruckenden Wert heraus: Ganze 78 Prozent einer wissenschaftlich analysierten Gruppe junger Menschen hatten Interesse an einer eSports-Abteilung in einem Sportverein. Davon waren sogar 94,2 Prozent an regionalen Liga-Events interessiert.

Verschiedene Fachleute gehen davon aus, dass mittel- bis langfristig nur ein deutlich gesteigerter digitaler Part den Breiten- und Vereinssport retten kann. Schlicht, weil die Welt außerhalb des Sports ebenfalls immer digitaler wird.

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